Was ist zurzeit los in der digitalen und digitalisierten Welt und wie sieht unsere Zukunft nun wirklich aus?
Von Tamara Himler
The Near Future Summit 2017
Bereits zum elften Mal luden Lifestyle-Journalistin Isabella Klausnitzer und ihr Gatte, der Medienexperte Rudi Klausnitzer, zum Near Future Summit auf den Arlberg. Austragungsort war das märchenhafte Hotel Zürserhof, in welchem bekanntlich die Tradition und weniger Neue Technik, Technologien, Software etc. tonangebend sind.
Umso niveauvoller gestaltete sich das Tete-a-tete von Alt trifft Neu und umso spannender verliefen die Gespräche zwischen nationalen und internationalen Entscheidungsträgern und Multiplikatoren. Was bringt die Zukunft, lautete die Frage des Abends und schwebende Autos, Roboter-Kollegen, Cyber-Attacken und das Buhlen um die Kunden der Zukunft lauteten die Antworten – wir berichteten.
Dieses Konglomerat des Who is Who neuer Technologien und Software, Medien und der Politik nehmen wir hiermit zum Anlass, eine Reihe zum Thema „was ist zurzeit los in der digitalen und digitalisierten Welt und wie sieht unsere Zukunft nun wirklich aus?“ ins Leben zu rufen. Zu Beginn unserer Überlegungen steht die Automation im Zusammenhang mit Unternehmen, Roboter-Karriere und dem Verlust von Jobs und wie es nach 2017 weitergehen soll…
Nummer 5 ist tot, Asimo war gestern und Pepper ist noch lange nicht morgen
In einem Zeitalter, in dem Organe aus dem 3D-Drucker kommen, Prozessoren die Gehirne schneller und vor allem leistungsfähiger machen und künstliche Intelligenzen denselben Stellenwert haben wie reale Freunde – ist es dann noch angemessen, vom Homo Sapiens zu sprechen?
Es scheint, als ständen wir am Übergang in ein neues Zeitalter – dem des Homo Digitalis. Alles um uns herum wird digital. Was einst als Nummer 5 vor ziemlich genau 30 Jahren noch „lebte“, ist nun Realität und lebt nicht nur, sondern springt, krabbelt und fliegt um uns herum.
Unlängst hat Pepper, ein humanoider Roboter, der auf die Analyse menschlicher Mimik und Gestik programmiert ist, die Anglistik-Studenten einer Marburger Universität eine Vorlesung lang begleitet. H.E.A.R.T. heißt das Projekt, das Professor Jürgen Handke an der Phillipps-Universität Marburg im Bereich der digitalen Lehre erprobt. Hierbei wird der Einsatz humanoider Bots an Hochschulen erprobt und genau das passierte – „Pepper“ hat dabei den Lehrenden gleich darauf hingewiesen, dass er zu spät sei, hat die Tutoren vorgestellt und den Studenten auf Basis eines Zufallsprinzips aus seiner Datenbank Fragen gestellt. Roboter werden also immer intelligenter und sorgen somit für diffuse Ängste unter vielen Menschen, denn Roboter sind genügsam, willig, werden nicht krank und haben so gut wie kein Privatleben!
Der Workaholic 2.0
Werden wir in unseren Unternehmen also bald wegdigitalisiert?
Wirtschaftsverbände halten dagegen, dass viele Arbeitsplätze, die es heute noch gar nicht gibt, erst aufgrund von Automatisierung möglich wären. Dieser Tatsache folgend, sollte es tausende neue Stellen in den unterschiedlichsten Unternehmen geben, die es durch den Menschen als Kontrollorgan zu besetzen gäbe. Eine gewisse Tendenz ist heute schon erkennbar, denn bereits dieser Tage werden viele Arbeitsschritte von Maschinen übernommen.
… und trotzdem haben die Menschen noch Arbeit oder was soll das heißen?
Unternehmensberater A.T. Kearney erklärt, dass in den kommenden 20 Jahren bereits 45 % der Arbeitsplätze, in denen Menschen heutzutage noch unersetzlich sind, von Robotern eingenommen werden können – die Digitalisierung dürfte zunächst in verschiedensten Büros und Unternehmen aller Art Einzug halten und Jobs, wie jene von Schreibkräften und Sekretariatsangestellten, Tätigkeiten, wie Auftrags- oder Abrechnungsabwicklungen zu einem hohen Grad automatisierbar machen.
Wo es bereits vorauszusehen ist, dass es zu einem Arbeitsplatz-Verlust kommen wird und dass dieser im Rahmen der Automation wegrationalisiert werden wird, ist der Transport- und Logistik-Bereich. Lokführer, Taxi- oder Busfahrer könnten schon in naher Zukunft der Vergangenheit angehören. Diverse Studien prognostizieren, dass bereits in zehn Jahren jeder dritte in Europa verkaufte Lastwagen automatisiert auf den Straßen und Autobahnen dieser Welt unterwegs sein dürfte, so das Beratungsunternehmen McKinsey. Aber auch Service- und Dienstleistungen rund ums KFZ und dessen Service könnten bald automatisiert erledigt werden.
Weiters ist auch der Handel von der weltweiten Automation betroffen. Diese Branche war beinahe federführend, wenn es um die Umstellung auf digitale Vorgänge ging. Die Selbstbedienungskasse zeugt heute schließlich schon von der zukünftigen Entwicklung in Supermärkten. Aber auch der Online-Handel floriert, denn ebenso dort laufen bereits viele Prozesse automatisiert ab. Amazon testet seit Kurzem einen Selbstbedienungsstore in den Vereinigten Staaten, in dem es weder klassische Kassensysteme noch Personal gibt – bezahlt wird via Smartphone-App oder Kundenkonto! Das ist aber nicht die einzige digitale Errungenschaft des Handelsriesen – Amazon hat bislang 45.000 Roboter im Einsatz und es werden auf keinen Fall wieder weniger!
Die Zahlen der Zukunft und der Vorteil
Bis zum Jahr 2019 sollen in der Industrie bereits 2,9 Millionen Roboter eingesetzt werden. In Österreich – so die Prognosen – könnten somit über 2 Millionen Arbeitskräfte der Automation anheimfallen. Das ist aber noch gar nichts, sieht man sich die Zahlen der restlichen Welt an: 395,2 Millionen – das ist nicht die Zahl des Tages – es sind die Stellen, die durch konsequente Automatisierung in China ersetzt werden könnten, da schließlich bereits 60 Prozent der beruflichen Tätigkeiten automatisiert erledigt werden können.
Dennoch dürfen wir aufatmen! Obwohl diese Roboter bereits in vielen Bereichen einsetzbar sind, sind sie erstens teuer und zweitens… Tja, überlegt man ganz konkret – und rational – dann muss auch dieser Roboter noch weit bevor er etwas leisten kann, durch den Kopf und die Hände eines Freigeistes, eines Designers, gehen. Von der ersten Idee bis zum Prototyp vergehen oft einige Monate, wenn nicht Jahre. Zwar kann die Software hier auch ihren Teil dazu beitragen, alles jedoch, wozu Fantasie benötigt wird, bleibt den menschlichen Köpfen überlassen. Zwar vermag es künstliche Intelligenz zu lernen und rasant, neue Programme zu absorbieren, es bleibt ihr jedoch versagt, frei zu denken. Da jeder Bewegung von Pepper unzählige mathematische Berechnungen zugrunde liegen, da es noch kein Roboter geschafft hat, Bilder aus seiner Fantasie oder seinem Gedächtnis zu malen, haben wir Menschen noch einen unverwechselbaren, einen abstrakten, nicht berechenbaren Vorteil – den der Kreativität.